„Er ist tätowiert, auf seinem Unterarm steht in große Buchstaben „Hip Hop“ geschrieben.“

„Ich sitze hier. Ich lese meine Zeitung. Irgendetwas ist komisch da vorne im Abteil. Das gefällt mir nicht. Die zwei Typen… und wie sie mit den anderen reden. Es ist laut. Hektisch. Ich spüre diese Stimmung. Das ist nicht normal und ich sehe auf von meiner Zeitung. Ich beobachte. Ich merke meine Anspannung. Das ganze Abteil ist angespannt. Ich täusche mich nicht. Die zwei Typen machen die Kinder an. Jetzt ohrfeigt der eine den Kleinen. Ich stehe auf. Das ist normal. Jeder würde so handeln und ich rufe die Polizei an. Mit klarer Stimme gebe ich dem Polizisten genaue angaben, was da gerade passiert und bitte, dass sie einen Streifenwagen zur nächsten Station schicken lassen. Ich mache mir gar keine Gedanken. Ich muss einschreiten das ist normal. Dann stehe ich auf und gehe nach vorne. Ich schreie: „Lassen Sie sofort die Kinder in Ruhe! Was soll das? Gehen Sie zurück“ Es ist ganz normal und natürlich. Ich muss mich nicht überwinden. Das sind 17 jährige Typen und ich habe keine Angst. Ein bisschen bullig vielleicht, aber ich bin ein erwachsener Mann. Meine Stimme ist klar und fest. Ich sieze sie, damit sie merken, dass ich das nicht für einen Scherz halte. Ich verschaffe mir Respekt und ich stelle mich vor die Kinder. Es funktioniert. Die Typen weichen zurück und ich frage die Kinder, ob alles in Ordnung ist und dass wir an der nächsten Station aussteigen müssen. Dankbar schauen sie mich an und ich fixiere die beiden Jungs. Sie starren mich an. Laut sage ich, dass am nächsten Bahnhof die Polizei da sein wird. Ich fühle mich sicher. Aber ich bin gewarnt. Die beiden sind dumm und dumme Menschen sind gefährlich. Außerdem sind sie dicht. Ich sehe wie der eine dem anderen etwas zuflüstert. Das muss ich jetzt aushalten. Diese Spannung muss ich aushalten und ich sehe, wie die anderen Fahrgäste sich winden. Sie sind erleichtert, dass sich jemand um die Situation kümmert. Ab jetzt haben sie nichts mehr damit zu tun. Scheiße. Keiner da, den ich um Hilfe bitten könnte. Egal. Die Polizei ist verständigt. Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst. Wir fahren in den Bahnhof ein. Mit meinen Blicken suche ich die Polizei. Noch nicht da. Nun gut. Wir werden warten. Ich hoffe sie kommen gleich.

Da sin keine Bullen. Der lügt der Hässlige. Der hat nich die Bullen angerufen. Voll der Opfertyp. Ich sage zu Hannes was. Ich sage, dass der gar nich die Bullen angerufen hat und dass er dafür ein paar Schellen kassiert. Voll Opfer der Typ, aber der soll sein Maul nich so weit aufreißen. Bullen. Ich scheiß auf die Bullen. Opfer. Der Typ kriegt Schläge. Einfach so. Ein, zwei Schellen und dann so richtig Bombe. Ich zieh meinen Schlüssel aus der Tasche. Schade, dass ich kein Messer hab. Dann würd ich ihn stechen, aber Messer kann ich mir nich leisten. Zu gefährlich. Bewährung und so. S-bahn hält. Voll der Typ steigt aus mit den anderen Opfern. Da sin keine Bullen. Ich seh nix. Keine Bullen da. Haha. Wir gehen auch raus. Der Typ guckt und ich schlag ihm die Erste auf den Kopf. Die Tür geht zu von der S-Bahn und fährt weiter. Der Typ dreht sich um. Klatsch, die erste in die Fresse. Wenn du das erste mal machst, dann ist das komisch. Geht voll leicht, und ist so ein komisches Geräusch. Ich finds voll geil und Hannes drückt ihm eine in den Bauch. Klappt voll zusammen der Typ. Hahahaha. Kenn ich. Is jetzt ein bisschen wie Sparring. Kannst du voll ausprobieren und ich mach so ein Drehkick mit mein Bein. So richtig Jean Claude Van Damme mäßig und ich treff voll seine Brust. Hannes kloppt noch ein bisschen auf ihn ein und der Typ fällt so. Er fällt mit sein Kopf nach vorne und landet auf dem Bahnsteig. Voll das Opfer. „Was jetz du Opfer! Was große Klappe und die Bullen sin da? Was mischt Du dich überhaupt ein du Spast? Hier sin keine Bullen du Opfer“ Hier! Sind! Keine! Bullen!“ Und jedes Mal tret ich mit meinem Fuss auf ihn ein. Idiot! Voll der Spinner. Was denkt er, wer er is? Supermann oder so. warum mischt sich der Idiot überhaupt ein. So ein Krüppel. Blaulicht! Polizei. Sirene. Scheiße. Der Typ hat wirklich die Bullen gerufen. So ein Idiot. Wir müssen weg. Die anderen schauen uns an. Voll die Idioten. Die haben nix mehr gemacht. Jetzt seh ich sie zum ersten mal wieder. Sind auch noch andere Leute auf dem Bahnsteig. Haben alle nix gemacht. Wir müssen weg. Scheiße. Die haben uns alle gesehen. Egal. Wir sind eh nicht von hier. Die kennen uns nich, aber wir müssen weg. Scheiße. Der Bahnhof hat nur ein Ausgang. Egal. Wir rennen über die Gleise. Da drüben ist eine Straße. Da müssen wir hin. Komm Hannes, aber Hannes rennt in die falsche Richtung. „Hannes!“, brülle ich. „Du Idiot. Komm hier!“ aber bis er kommt seh ich schon den ersten Bullen auf der Treppe. Scheiße. Der Typ liegt immer noch auf dem Boden. Scheiße. Er bewegt sich nich. Ach komm. So hart habe ich gar nich geschlagen. Spast. Steh auf. Wir müssen weg. Schnell. Hannes komm. Über die Gleise. Schnell. So ein Idiot. Der is viel zu fett und zu langsam. Schneller. Da über den Zaun. Schneller. Die sind hinter uns her. Schuhe auf den Steinen. Eigentlich find ich das Geräusch voll geil, wenn man so über die Schienen rennt. War so beim Sprühen, ein bisschen. Hat immer voll Spaß gemacht, aber die sind schnell. Das sind keine Ziften von der Bahn, das sind Bullen. Warum sind die so schnell. Komm Hannes mach los, Geh rüber über den scheiß Zaun. Ich falle. Nach vorne. Das Arschloch hat mir ins Kreuz getreten. Voll der Wichser. Aber ok. Is halt so. Is ja auch nich zum ersten mal so. Ich falle in den Zaun un der Typ is genau hinter mir. Hannes zerren sie vom Zaun. Voll der Idiot. Der war doch schon fast drüben. Opfer! Mir drehen sie den Arm auf den Rücken. Aua. Is doch ok. Hey nich so brutal. Is doch gut. Ich gebs ja zu. Ich wehr mich doch gar nich. War doch alles nur ein bisschen Spaß. Hey. Ich hab doch gar nix gemacht. Und es is so wie jedes Mal. Kenn ich ja alles. Verhaften. Fotografieren. Daten aufnehmen und dann wieder dieselbe Scheiße. Alles schon mal dagewesen. Alles so wie immer.“

blogs.myspace.com/marcusstaiger

Comments are closed.